IMIS

Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien


Navigation und Suche der Universität Osnabrück


Hauptinhalt

Topinformationen

B3 Die Produktion geschlechterdifferenzierender Migrationspolitiken

Prof. Dr. Helen Schwenken

Helen Schwenken, Foto: Simone Reukauf

Soziologie
Universität Osnabrück
Weitere Informationen

Das Teilprojekt bearbeitet die geschlechtsspezifische Produktion von Migration anhand von Migrationspolitiken, die dezidiert zwischen Geschlechtern unterscheiden. Untersucht werden gesellschaftliche Aushandlungen von Emigrationsrestriktionen für Frauen in Indien und Nepal und ihre Einbettung in die weitere Migrationsinfrastruktur. Dabei wird gefragt, wie abhängig die Emigrationsrestriktionen von diskursiven und politischen Konjunkturen sowie sich wandelnden Geschlechterverhältnissen sind und welche Folgen diese Politiken für die Produktion von Migration und die von den Politiken Betroffenen haben.

Mehr als in vielen Weltregionen ist in Südasien Emigration und die sie begleitende Infrastruktur in Form von Anwerbe- und Vermittlungsagenturen, rechtlichen Regelungen, Politiken und bilateralen Abkommen allgegenwärtig. Diese Migrationsinfrastruktur ist auf die Förderung der – oft temporären – Mobilität von Arbeitskräften ausgelegt. Allerdings gilt dies nicht für alle in gleichem Maße, insbesondere die Unterscheidung zwischen den Geschlechtern spielt eine Rolle: Während die Arbeitsmigration von Männern zumeist positiv bewertet und gefördert wird, gelten für Frauen in Asien vielfach konkrete Ausreisebeschränkungen. Gemäß dieser dürfen vor allem Frauen in einem bestimmten Alter (z.B. unter 30 und über 50 Jahre), mit niedriger formaler Bildung oder einem bestimmten Familienstand (z.B. mit Kindern unter 12 Jahren) das Land nicht oder nur in bestimmte Länder zur Arbeitsmigration verlassen. Das Instrument der geschlechtsspezifischen Ausreiserestriktionen ist auch Gegenstand von Kontroversen und Politisierungen. Sie werden besonders sichtbar, wenn Restriktionen eingeführt, unterlaufen oder wieder ausgesetzt werden. Sowohl das Instrument der Restriktionen ist erklärungsbedürftig als auch seine gesellschaftliche Bedeutung.

Empirischer Gegenstand des Teilprojekts sind Politiken und damit verbundene Praktiken der Emigrationsrestriktion für Frauen in Indien und Nepal. Diese beiden Länder werden analysiert und gegenübergestellt, da in Nepal die Emigrationsrestriktionen deutlich umstrittener sind als in Indien. Mithilfe des Vergleichs und der Analyse von Dokumenten, Ereignissen, Beobachtungen und Interviews werden die Bedingungen und Mechanismen der geschlechtsspezifischen Migrationsbeschränkungen als Teil der jeweiligen Migrationsinfrastruktur herausgearbeitet. Die Herstellung von Kategorisierungen (wer unter die Ausreisebeschränkungen fällt) ist dabei ebenso Gegenstand der Analyse wie die Frage, welche Ereignisse auf welche Weise politisiert oder depolitisiert werden, inwiefern Migration moralisch aufgeladen ist und in welchem Zusammenhang sie mit wissenschaftlicher Wissensproduktion zu Migration und globalen Migrationspolitiken steht.

Im Kontext der Gesamtfragestellungen des SFB bearbeitet das Teilprojekt Infrastrukturen der Auswanderung, Geschlechtsspezifika der Produktion von Migration und die damit verbundene Rolle von (wissenschaftlichem) Wissen.